Metamorphosis

Inspiration

Inspiration

„Das Risiko, einer Geschichte zuzuhören, besteht darin, dass sie uns dazu verpflichten könnte, uns in zuvor unbekannte, sich verzweigende Netze zwischen unzählige Fäden zu wagen.“ (Donna J. Haraway)

zeitalter der dringlichkeiten

Die Philosophin und Biologin Donna J. Haraway nennt die Zeit in der wir leben: Zeitalter der Dringlichkeiten. Wenn wir uns im Weltgeschehen umsehen, liegt auf der Hand warum. Ihr Buch „Unruhig bleiben“ war und ist für Metamorphosis ein Impuls, Inspiration und Aufruf. Haraway schreibt darin auf poetische wie eindringliche, verwirrend und verworrene Art und Weise von einem neuen Denkraum. Eine Fiktion in dem wir das sogenannte Anthropozän verlassen und uns imaginieren in eine artenübergreifend lebenswerte Zukunft.

„Wir alle auf Terra leben in unruhigen Zeit, in aufgewirbelten Zeiten, in trüben und verstörenden Zeiten. Die Aufgabe besteht nun darin, reagieren zu können, und zwar gemeinsam und in unserer je unbescheidenen Art. (…) Die Aufgabe besteht darin, sich entlang erfinderischer Verbindungslinien verwandt  zu machen und eine Praxis des Lernens zu entwickeln, die es uns ermöglicht, in einer dichten Gegenwart und miteinander gut zu leben  und zu sterben. Es ist unsere Aufgabe, Unruhe zu stiften, zu wirkungsvollen Reaktionen auf zerstörerische Ereignisse aufzurütteln, aber auch die aufgewühlten Gewässer zu beruhigen, ruhige Orte wieder aufzubauen.“  (D. J. Haraway, Unruhig bleiben, 2018)

vernetzt in gefügen

Donna J. Haraway lädt uns dazu ein, zunächst im Denken und dann im Handeln, die gewohnten Muster menschlichen Exzeptionalismus‘ zu verlassen. Und das schließt bei ihr in besonderem Maße den Begriff der Verwandtschaft, des Sich-Verwandt-Machens mit ein. Dabei ist das Bewusstsein darüber, dass wir, wir Menschen, wir als Spezies, Teil eines großen Gefüges sind, der Ausgangspunkt.  Was uns umgibt: Dinge, Menschen, Tiere, Pflanzen, Technik, Technologien, Pilze – all das bildet Gefüge, die miteinander arbeiten, ineinander greifen, einander ausnutzen, nutzen, heilen, nähren.

Gefüge sind Ansammlungen und Kollaborationen von Leuten, Krittern und Apparaten. Gefüge können wir eingehen, in Gefügen leben wir, Gefüge sollten wir sichtbar machen, Verbindungslinien herstellen und erweitern.

„Sich auf eigensinnige Art verwandt zu machen (…) rührt wichtige Dinge auf; zum Beispiel die Frage, wem gegenüber man eigentlich verantwortlich ist. Wer lebt und wer stirbt und auf welche Art und Weise in dieser Verwandtschaft und nicht in jener? Was muss durchschnitten und was muss verknüpft werden, damit artenübergreifendes Gedeihen auf dieser Erde eine Chance hat; ein Gedeihen, das menschliche und anders-als-menschliche Wesen in die Verwandtschaft miteinschließt?“ (D. J. Haraway, Unruhig bleiben, 2018)

die kernfrage

Was wäre, wenn wir den Menschen nicht mehr als Mittelpunkt der Geschichte denken?

Diese Frage wurde immer mehr zum Kern der Projektarbeit für die Produktion Metamorphosis. Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist und sich mit einem Zeh in das Meer der Fiktion, science fiction und die Vorstellung einer anderen Zukunft begibt. Eine Zukunft, die wir dringend brauchen, um auch den nächsten Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Eine Zukunft, die auf dem Spiel steht. Eine Zukunft, für die junge Menschen auf der Straße demonstrieren. Eine Zukunft, die seit 30 Jahren auf uns zukommt.

Warnung die Zukunft kommt bald!

Lasst uns die welt neu denken

Eine artenübergreifend lebenswerte Zukunft bedarf großer Veränderungen, eines grundlegenden Wandels. Die faszinierende Eigenart von manchen Tieren und Pflanzen sich innerhalb ihres Lebens durch Metamorphose komplett zu verändern, gibt uns dazu einen inspirierenden Gedanken.

Metamorphose ist das altgriechische Wort für Verwandlung. Es ist eine Form der Verwandlung, die unseren Blick für verschiedene Lebensweisen geschärft hat und uns dazu angeregt hat Veränderung – ganz neu und auf eine ästhetisch absolut inspirierende Art und Weise – radikal zu denken.

Metamorphose ist „eine sehr sonderbare Art der Veränderung. Ein Lebewesen hält plötzlich inne um sich scheinbar selbst zu zerstören und als vollkommen neues Geschöpf wieder herzustellen.“ (Stuart Reynolds, Metamorphose – Faszination des Wandels, arte 2019)

Eine komplette Transformation, die die Tiere und Pflanzen vollziehen. Aus einer Raupe wird ein Schmetterling. Das klingt zunächst einfach, ist aber ein sehr komplexer und radikaler Vorgang. Er beinhaltet die Kunst der Überraschung und das Abstoßen des Alten. Das Neue entwickelt sich innerhalb des Alten, bevor es dann hervor tritt. Dieses Neue sieht nicht nur anders aus, sondern hat mit der Metamorphose auch sein Wesen und seine gesamte Lebensweise verändert. Wo und wie das Wesen nun lebt, sich ernährt, sich fortpflanzt – alles anders. Nur der genetische Code ist noch derselbe.

Die eigentliche Verwandlung ist nicht die Veränderung der Erscheinung sondern die der Lebensweise des Tieres. Für die Produktion war dieser Gedanke eine sinnbildliche Irritation, Faszination, zugleich Fiktion und eine mögliche Vision.

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